Selbstbild als Fanbetreuerin

Ich habe einen neuen Job, und möchte dringend darüber reden.

Die Nutria-Bande mit Wunderkerzen in der Hand am Stadion am Brentanobad beim Heimspiel gegen Turbine Potsdam

Genau die Fans, die ich in Zukunft betreuen werde. Hier stehe ich allerdings noch mitten in der Menge. Bildquelle: Eintracht Frankfurt


Die Tinte auf dem Vertrag ist getrocknet, alles ist in die Wege geleitet. Morgen, am 3. März 2023, habe ich meinen ersten Einsatz als Fanbeatreuerin der Eintracht Frankfurt Frauen beim Heimspiel gegen den SC Freiburg.

Ich muss zugeben, etwas in mir sträubt sich, auf meinem persönlichen Blog über meine Arbeit zu reden. Aber gleichzeitig bin ich auch so verdammt excited, dass ich nicht nicht darüber reden kann. Aber mal ganz langsam: Was macht man eigentlich als Fanbetreuerin, und wie ist das überhaupt alles passiert?

„Die Fanbetreuung ist für uns alle Neuland‟ – Angela Merkel

Das Aufgabenfeld von Fanbeauftragten und -betreuer*innen lässt sich relativ einfach zusammenfassen: Wenn es um die Fans der Eintracht Frankfurt Frauen geht, fällt es in Zukunft in meinen Verantwortungsbereich. Eine genauere Beschreibung lässt sich bei der DFL finden:

In erster Linie sind die Fanbeauftragten Ansprechpartner für jegliche Fan-Belange. Dabei werden sie sowohl von den Fans als auch von den Mitarbeitern des eigenen Clubs als Experten und Vermittler kontaktiert. Sie fungieren somit als eine Art „Brücke“ zwischen den Fans und den weiteren Funktionsträgern im Club und stehen intern häufig als Berater für die Belange von Fans zur Verfügung. An Spieltagen sind sie vor dem und im Stadion präsent und können von Fans und Zuschauern bei Fragen und Problemen direkt angesprochen werden.

In der Männer-Bundesliga sind Fanbeauftragte seit 1992 Teil des täglichen Geschäfts. Die eingleisige Frauen-Bundesliga gibt es so lange noch gar nicht (selbst die zweigleisige war damals zarte zwei Jahre alt), und Fanbeauftragte sind hier noch ein ziemliches Novum. Sofern ich nicht falsch informiert bin, gibt es außer Eintracht Frankfurt nur noch einen Klub in der FBL, der eine Fanbeauftragte für die Frauen hat: Der VfL Wolfsburg. Hmpf, schon wieder übervorteilt von den Wölfinnen. Sicherlich hat nicht jeder Klub die finanziellen Mittel, oder vielleicht auch konkret gar nicht die Fanszene, um die Existenz von Fanbetreuer*innen im Frauenfußball zu berechtigen. Aber gerade in Frankfurt, das ja zusammen mit Wolfsburg und (in der Vergangenheit) Potsdam einen der höchsten Zuschauer*innenschnitte der Liga hatte, macht diese Stelle besonders Sinn.

Wenn ihr das also lest, dann heißt das konkret: Solltet ihr mal das Stadion am Brentanobad besuchen und irgendein Anliegen oder Problem haben, dann zögert nicht, mich (oder meinen Kollegen) anzusprechen. Doppelhalter versperrt die Sicht? Die Sojabratwurst ist bei Anpfiff schon ausverkauft? Ihr habt irgendein neues, cooles Banner, das ihr ausrollen wollt? Jup, genau mein Aufgabengebiet.

Auch auf Auswärtsfahrten werde ich (oder mein Kollege!) mich in Zukunft sowohl im Vorfeld um alle (Un-)Annehmlichkeiten von Seiten der Vereine kümmern als auch während und nach dem Spiel darauf achten, dass für die Sicherheit aller Fans gesorgt ist.

„Wie bin ich hierhergekommen?‟ – Desmond der Mondbär

Interessant ist vielleicht noch, wie mein Weg hin zu dieser Stelle ist und was außerhalb des Spieltagsgeschehens noch passiert.

Nun, ich bin selber Fan. Und als ich 2022 im Rasenfunk gastieren durfte, um Teil der EM-Berichterstattung zu sein, merkte ich schnell, dass mir die Arbeit im und um den Frauenfußball unheimlich Spaß macht. Also suchte ich mehr oder weniger nach Möglichkeiten, das weiterzumachen, was ich ohnehin schon aus Eigenantrieb tue – merkt man ja vielleicht auch daran, dass es in diesem Blog größtenteils um Frauenfußball geht. Im Journalismus bin ich nun wider allen Erwartungen nicht gelandet, aber dafür an einer Stelle, die mindestens genauso aufregend ist. Als Sprachrohr für die Fans und Vertreterin von Fan-Interessen sowohl in Frankfurt als auch bei anderen Vereinen für Frankfurt bei Auswärtsspielen sehe ich die Möglichkeit, salopp gesagt richtig viel coolen Shit zu machen.

Einiges davon sind ohne Frage Interna, die ich hier nicht ungefragt ausplaudern werde. Noch dazu habe ich gerade erst angefangen und hätte ohnehin aktuell noch nichts konkretes zu berichten. Doch braucht es sicher kein Genie um darauf zu kommen, dass die Fankultur im Frauenfußball eine etwas andere ist als bei den Männern und ich deswegen nicht so sehr in reine Sicherheitsgewährleistung eingebunden sein werde, wie das vielleicht dort der Fall wäre. Insofern, ohne bereits etwas in der Hand zu haben, hoffe ich doch, dass ich auch außerhalb der reinen Spieltagsbetreuung meinen Teil dazu beitragen kann, dass der Frauenfußball ein gesundes und vor allem ein (in vielen Sinnen) nachhaltiges Wachstum erfährt.

Leute, ich hab Bock! Und ich freue mich ungemein auf die Arbeit im Stadion und Drumherum.

Ich vor dem Granitadler in der Eintracht Frankfurt-Zentrale


Anderswo im Fediverse als @dxciBel@fruef.social

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