Endlich wieder Magenta

MagentaSport und DAZN teilen sich aktuell die Live-Rechte für die Frauen-Bundesliga. Doch es gibt für mich einen Anbieter, der klar besser ist.

Das Friendship Ended-Meme: "Friendship ended with DAZN, now MagentaSport is my best friend"

Seit in der vergangenen Saison die Medienrechte in der Frauen-Bundesliga neu vergeben wurden, gibt es nur nicht nur Rekordeinnahmen für die Klubs, sondern auch für Konsument*innen gibt es einen Luxus, den man so im Sport nur selten erlebt: Die beiden Streaming-Anbieter MagentaSport und DAZN teilen sich die Live-Rechte, beide Anbieter übertragen alle Spiele in der Frauen-Bundesliga. Zuvor waren die Rechte ausschließlich bei Magenta, DAZN hat jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt, was das Investment in den Frauenfußball und den Frauensport im Allgemeinen angeht. Nicht nur bietet der von Leonard Blavatnik ins Leben gerufene Anbieter die Frauen-Bundesliga in Deutschland an, auch die UWCL und einige Topspiele der anderen Top-Ligen Europas (Serie A Femminile, Liga F, Première Ligue) werden dort übertragen.

Als DAZN also letztes Jahr anfing, die in der Saison 22/23 noch gänzlich frei auf YouTube verfügbaren Spiele in der UWCL nur noch auf der eigenen Plattform anzubieten, wirkte es auf mich zunächst wie ein No-Brainer, den Anbieter zu wechseln. Also schloss ich einen Jahresvertrag für DAZNs billigstes Angebot, das World-Paket für sieben Euro im Monat, ab und sagte MagentaSport zunächst einmal Adieu. Nach diesem einen Jahr habe ich allerdings trotz des mannigfaltigen Angebots der Plattform genug von DAZN und bin zurück zu Magenta gewechselt. Dieser Post soll dazu dienen, meine Entscheidung zu erklären und eventuell auch anderen Fans der Frauen-Bundesliga dazu dienen, eine informierte Entscheidung über den Anbieter zu treffen, den sie wählen, um die Spiele ihres Teams zu verfolgen.

Magenta ist ein solides Angebot

Als ich in der Saison 21/22 anfing, die Frauen-Bundesliga zu verfolgen, waren die Übertragungsrechte noch ausschließlich bei MagentaSport verortet. Der DFB hatte die FBL zusammen mit der 3. Liga an den Anbieter der Telekom verkauft, wo beide Wettbewerbe auch heute noch verortet sind. Für Telekom-Kund*innen ist MagentaSport auch heute noch relativ erschwinglich: Wenn man einen bestehenden Vertrag hat, kostet ein Jahresabo acht Euro im Monat, also einen mehr als DAZN. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinen bestehenden Telekom-Vertrag, was die Preise deutlich nach oben schießen lässt. Ein Jahresabo kostet da 13 Euro monatlich, ein Monatsabo gar 20 Euro.

Allerdings kann ein Telekom-Vertrag nicht nur ein Handy- oder Internetanschluss sein, sondern auch ein Abonnement von MagentaTV zählt als ein bestehender Vertrag. In der Kombination mit dem (mittlerweile leider nicht mehr bestehenden) MagentaTV Entertain erhielt ich also ein volles Fernsehangebot – was für einen computerbasierten Haushalt wie meinen durchaus ein Vorteil sein kann – sondern auch ein Abonnement von RTL+ und Disney+ in Kombination mit MagentaSport für damals 20 Euro im Monat. Das MagentaTV-Angebot fand ich sogar so gut, dass ich es weiterlaufen ließ, als ich zu DAZN wechselte. Sowohl Disney+ als auch RTL+ und gelegentlich sogar das Linearfernsehen-Angebot von MagentaTV sind bei mir auch weiterhin in reger Nutzung; Disney wegen der Filme und Serien, die dort angeboten werden (The Bear ist wirklich wahnsinnig gutes Fernsehen!), als auch wegen der Sportrechte an der Europa League und der Europa Conference League, die bei RTL+ liegen. Und sogar Stefan Raabs verunglücktes Comeback könnte ich mir ansehen, wenn ich dabei nicht an Fremdscham sterben würde.

Heute würde ein MagentaTV-Abo mit ähnlichem Umfang etwas mehr kosten und auch das Sportangebot ist teurer geworden. Das billigste Angebot, das immerhin auch RTL+ und Disney+ (wenn auch mit Werbung) beinhaltet, kostet aber immer noch starke 16 Euro im Monat. Dazu die acht für ein MagentaSport-Abo und man kommt bei robusten 24 Euro im Monat für ein Medienpaket raus, das immerhin einige Grundbedürfnisse im modernen Streaming-Zeitalter abdecken sollte. Für den Rest gibt es Alternativen auf hoher See.

Dennoch habe ich MagentaSport ja zunächst den Rücken gekehrt. Auf dem Papier bietet DAZN schließlich für einen geringeren Preis ein deutlich robusteres Angebot an Sportrechten. Lange gehalten hat das allerdings nicht.

DAZN ist kaum erträglich

Denn kaum war ich zu DAZN gewechselt, machten sich einige Unterschiede zwischen den Übertragungen der Frauen-Bundesliga bemerkbar. Die Bilder vom Spiel sind zwar bei beiden Anbietern die gleichen, da diese zentral produziert und dann an Magenta wie auch an DAZN ausgespielt werden. Allerdings merkt man relativ schnell, dass Magenta sich deutlich mehr Mühe gibt, die Spiele auch um das Geschehen auf dem Platz herum unterhaltsam zu machen.

Das fängt bei den Kommentator*innen an: Man merkt gerade Persönlichkeiten wie Martin Piller oder Oskar Heirler an, dass sie den Frauenfußball nicht nur als ihren Job betrachten, sondern auch tatsächlich interessiert an den Entwicklungen sind und auch mal etwas mehr machen, als in ihrer Berufsbeschreibung steht. Selbst ein Michael Seyberth, der bei besonders langweiligen Spielverläufen auch gerne mal die Autobahnverbindung der Gastmannschaft zum Besten gibt, hat einen gewissen Charme und doch zumindest ein spürbares Interesse an der Liga. Das möchte ich keinesfalls allen Kommentator*innen bei DAZN absprechen, aber es kam doch bei einigen Übertragungen durch, dass die Menschen in der Kommentarbox nur oberflächliches Wissen über den deutschen Frauenfußball haben.

Das in Isolation wäre in meinen Augen noch verschmerzbar gewesen, aber die Lieblosigkeit setzt sich bei DAZN im Drumherum fort. Während Magenta mittlerweile öfter Topspiele vor Ort produziert, Halbzeitanalysen bietet, mit Offiziellen nach dem Spiel diskutiert, sowie Hintergrundbeiträge und Interviewformate liefert macht DAZN... nichts davon. Nach dem Abpfiff wird noch kurz Servus gesagt und dann ist die Übertragung vorbei. Selbst wenn Carmen Höfflin bei Topspielen mal als Co-Kommentatorin eingeladen wird, verbessert das die Situation trotz ihres guten Hintergrundwissens kaum, da sie selten vor Ort ist und entsprechend das Ende der Übertragung ähnlich abrupt ist wie bei normalen Spielen.

Hinzu kommt die unübersichtliche Platzierung des Frauenfußballs auf der DAZN-Homepage. Das UI von MagentaSport gewinnt zwar mit Sicherheit auch keine Preise. Das muss es aber auch nicht, denn ich zahle schließlich nicht für eine gute Navigation, sondern für die exklusiven Sportrechte. Als Abonnentin des World-Pakets bei DAZN wurde mir aber regelmäßig klar gemacht, dass ich eine Kundin zweiter Klasse bin. DAZN ist regelrecht überladen mit verschiedenen Events, die sie mir unterjubeln wollten. Die Männer-Bundesliga, Champions League der Männer und UFC sind die großen Zugpferde der Plattform, und das kriegt man beim Nutzen auch deutlich zu spüren. Das sind alles Events, für die ich extra zahlen müsste – woran ich aber absolut kein Interesse habe. Hindert DAZN natürlich nicht daran, Fullscreen-Popups zu fahren wenn ich eigentlich nur Frauen-Bundesliga schauen will. Die musste ich dafür regelrecht suchen. Das wurde mir nicht nur durch die großen Popups erschwert, die Homepage ist während meines Abos sogar noch unübersichtlicher geworden. Das Angebot bei Magenta ist zwar überschaubar, aber dafür kriege ich wenigstens eine halbwegs brauchbare Übersicht über die nächsten Übertragungen und kann auch ohne auf größere Probleme zu stoßen zu den Wettbewerben navigieren, die mich interessieren. Das sollte eigentlich kein Argument sein, aber DAZN ist in diesem Aspekt so grottenschlecht, dass es einer Erwähnung bedarf.

Zuletzt gab es noch den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. DAZN war in alter Startup-Manier noch nie profitabel und ist auch in der aktuellen Rechtevergabe-Runde in der Männer-Bundesliga in einer schwierigen Position. Irgendwo muss da also das Geld herkommen, und neben einem Merch-Store, den glaube ich niemand so recht verstanden hat, entschied sich die Plattform zuletzt für die Gelddruck-Maschine schlechthin, nämlich Sportwetten. Während ich also in Ruhe meine Nischensportart schauen wollte, wurde ich mit noch mehr Fullscreen-Popups zugeschissen, die mich motivieren sollten, mein verfügbares Einkommen in Glücksspiel zu verballern. Diese Strategie widerstrebt mir zutiefst und spricht auch von einer gewissen Verzweiflung seitens des Anbieters, doch endlich Profite aus seinem aufgeblasenen Werteportfolio schlagen zu wollen.

Und was ist mit der UWCL?

Die UWCL ist für mich der eine wirklich relevante Wettbewerb, der exklusiv auf DAZN zu sehen ist. Doch auch hier gibt es gute Nachrichten für neutrale Zuschauer*innen: Der Versuch von DAZN, die Spiele der UWCL ab der Saison 22/23 hinter eine Paywall zu packen, scheiterte kläglich. So sieht man mittlerweile doch wieder einige Spiele der Gruppenphase auf YouTube – die plattformexklusiven sind auch wieder ohne Abonnement zu sehen (danke an Pia im DieLigaLebt-Discord für die Bestätigung). Dementsprechend ist die UWCL, zumindest für den Moment, auch wieder komplett frei verfügbar.

Die finale Entscheidung

Für mich ist es nach der kürzlichen Entwicklung von DAZN und die Qualität, die MagentaSport in seinen Übetragungen anbietet, eine relativ klare Entscheidung gewesen: Das Experiment DAZN ist für mich zunächst gescheitert. Fairerweise muss man hier erwähnen, dass MagentaSport bereits länger die Spiele der Frauen-Bundesliga überträgt und entsprechend auch mehr Zeit hatte, ein attraktives Rundum-Paket aufzubauen. Ich würde DAZN also nicht pauschal Versagen diagnostizieren wollen, denn in ein paar Jahren kann die Situation sich gänzlich anders gestalten. Mit der aktuellen Entwicklung der Plattform kann es dann allerdings auch ein noch eindeutigerer Sieg für MagentaSport sein. Für den Moment möchte ich allerdings festhalten: Wer in Deutschland die Frauen-Bundesliga schauen möchte und mit den Zusatzangeboten der Telekom etwas anfangen kann oder bereits einen bestehenden Vertrag hat, ist mit MagentaSport meiner Meinung nach deutlich besser beraten.


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